Hyäne, ein durch Anthropomorphismus verachtetes Tier mit negativem Symbolwert. Ihr Name (griech. hyaina, von hys – Schwein) kennzeichnet sie als unsaubere Leichenfresserin, oft als Bastard von Hund und Wolf angesehen (Plinius) oder zur Kreuzung mit dem Wolf bereit (Aristoteles). In Ovids »Metamorphosen« heißt es, die Hyäne könne ihr Geschlecht wechseln, und auch im frühchristlichen »Physiologus« heißt es: "Bald ist sie männlich, bald weiblich, und ein ganz unreines Tier ist sie, weil sie ihre Natur verändert". Deswegen sagt auch Jeremias (12, 9): "Nicht ist die Höhle der Hyäne mir zum Erbteil geworden. Gleiche auch du nicht der Hyäne dadurch, daß du bald die männliche, bald die weibliche Natur liebst" (eine Warnung vor homosexuellen Tendenzen).
Diese Tierfabel wurde weitererzählt, obwohl sie bereits Aristoteles als unwahr erkannt hatte. Bei Plinius heißt es, die Hyäne könne die Stimme des Menschen nachahmen und Namen rufen sowie durch Berührung mit der Pfote, ja selbst mit ihrem Schatten andere Tiere hypnotisieren.
Im Volksglauben galt sie als ein von Magie erfülltes Wesen; ihr Fell könne Hagel vertreiben, ihr oberster Halswirbel bewirke Versöhnung, heißt es in antiken Quellen, und der aus ihren schillernden Augen gewonnene Edelstein »Hyaenia« (Tigerauge?) verleihe prophetische Träume. Wenn jedoch Menschen von der Hyäne selbst träumten, sollte dies die Geburt von in sexueller Hinsicht abnormen Mißgeburten ankündigen.
In der christlichen Kunst gibt es die Legende des Wüstenheiligen Makarios, der das von einer Hyäne gebrachte blinde Junge heilt, Symbol der »Augenöffnung« selbst bei negativen Anlagen. Sonst ist das Tier in der Ikonographie Symbol des Geizes (lat. avaritia). In Bildern des »siebenköpfigen Tieres« der Johannes-Apokalypse, das die sieben Laster darstellt, ist einer der Tierköpfe jener der Hyäne.